So schön die Eindrücke von Medellín auch gewesen waren, so sehr freuten wir uns doch auf unseren etwas ländlicheren nächsten Stop, das kleine Städtchen Salento im kolumbianischen “Kaffeedreieck”. Für die etwas über 200 Kilometer nach Armenia brauchte der Überlandbus etwa sieben Stunden. Sieben Stunden, in den eigentlich kein Straßenabschnitt so richtig gerade sein mochte, sehr zum Leidwesen von Sabrina – und somit auch zu meinem. Von Armenia war es noch eine knappe Stunde mit dem Lokalbus.
Uns erwartete nach Einbruch der Dunkelheit eine verschlafene kleine Stadt, die zwar sichtlich auf Tourismus ausgelegt ist, in der das Abklingen der Hauptsaison aber schon deutlich wahrnehmbar war. Von den vielen Hostels und Restaurants abgesehen mag man annehmen, dass dies eine der typischen Hochland-Kleinstädte in der Kaffeeregion darstellt. Warum nun gerade Salento der Anlaufpunkt für Touristen in der Region ist, mit Einträgen in jedem Reiseführer, und nicht x-beliebiges Nachbarstädtchen, das ist uns bis heute nicht ganz klar. Jedenfalls lässt die Anzahl an Läden und touristischen Angeboten erahnen, dass man sich in Salento schon vor geraumer Zeit auf das einträgliche Geschäft mit den Backpackern fokussiert hat.

Und es gibt ja außerhalb des Städtchens auch durchaus was zu sehen. Das konnten wir allerdings erst so wirklich für uns entdecken, nachdem wir beide einen “krank-Tag” mit viel Bett und wenig Aktivität eingelegt hatten. Wohl geschuldet einer Mischung aus kräftezehrender Busfahrt und den ständigen Klima- und Höhenwechseln. Es reichte allerdings immerhin, um sich im hervorragenden “Brunch de Salento”, dem am konsequentesten auf Backpacker ausgelegten und qualitativ besten Frühstückslokal, das ich seit langem gesehen hatte, mit der netten Kellnerin Paola aus Venezuela anzufreunden, und von ihr alle notwendigen Infos über Tagestouren in der Gegend einzusammeln.
Kaffee und Palmen
Obligatorisch ist natürlich der Besuch einer Kaffeefarm. Auf dem eine gute Wanderstunde entfernten El Recuerdo bot uns Besitzer Carlos eine zauberhafte Führung über das ökologisch geführte Anwesen und erzählte eigentlich mehr über zwischen den Arabica-Reihen wachsende Heilpflanzen und Früchte als über den Kaffee und dessen Ernte. Das waren wunderbarer Kontrast und Ergänzung zu der Tour über das luxuriöse Elida-Estate, über das wir vor zwei Jahren in Panama geführt worden waren.


Mit dem Marsch zu und von der Kaffeefarm wieder für’s Wandern erwärmt, nahmen wir am nächsten Tag die Rundroute durch das Cocora Valley in Angriff. Auf dem Tagesmarsch geht es zunächst durch das Tal stetig Bergauf und über ein halbes dutzend Hängebrücken, die sich in jedem “Indiana Jones” gut machen würden. Der Schlussanstieg wurde am Acaime-Haus, das auch Haus der Kolibris genannt wird, mit einer heißen Schoki und der Möglichkeit belohnt, die flinken Vögel ganz nah vor die Kamera zu kriegen (bzw. sich auch gerne mal zu erschrecken, wenn sie wieder knapp am Gesicht vorbei rauschen). Der Rückweg führt über eine Bergkuppe an den bis zu 60 Meter hohen Cocora-Wachspalmen vorbei, die nicht nur dem Tal seinen Namen geben, sondern nebenbei auch noch der Nationalbaum Kolumbiens sind.




Nach zwei Wandertagen in Folge ließen wir den letzten ganzen Tag in Salento langsam angehen, mit zeitlich ausgedehntem Frühstück in einem kleinen Art-Café und dem anschließenden Stream des Fußball-Länderspiels gegen die Niederlande. Besser als die DFB-Elf machte es da am Abend schon die Selección Kolumbiens, die im Freundschaftsspiel gegen Brasilien zumindest ein 2:2 holte, was wir beim Dinner im kolumbianischen Restaurant mit den Gastgebern bejubeln konnten.
Dann hieß es auch schon Abschied nehmen von Salento, Paolo und bald auch von Kolumbien selbst. Mit dem Bus ging es nämlich am nächsten Tag Richtung Regional-Airport von Pereira und von dort mit der sehr lieb gewonnenen Airline Avianca (transparente Preise, gute App, Gepäck frei) nach Bogotá. Das Gegenbeispiel erlebten wir nach einer Nacht in einem Airport-nahen Hostel in der Hauptstadt mit unserem Flug nach Ecuador: Der Ryanair-Klon Wingo versucht einen nicht nur bei der Buchung auf der Website ständig zu verarschen, sondern verlangt auch umgerechnet 20,- Euro p. P. für das Ausdrucken der Bordkarte am Check-In. Ein Copyshop in der Flughafenhalle war uns deutlich günstiger behilflich – und das Bookmark der Wingo Check-In-Seite verriet, dass wir wohl nicht die ersten waren, denen es so ergangen war.


¡Hola Ecuador!
Quito, seit dem Verlegen der bolivianischen Hauptstadt von La Paz nach Sucre offiziell die höchstgelegene Hauptstadt der Welt auf 2800-quietsch Metern, überraschte uns nach der Ankunft mit seiner hübschen Altstadt (immerhin UNESCO-Welterbe1) und den wenigen Autos auf den Straßen. Letzteres war leider lediglich dem Sonntag zuzuschreiben, und in den folgenden Tagen sollten wir uns noch mehrfach über Verkehr und Abgase beschweren, die Stuttgart wie einen Luftkurort wirken lassen.
Nachdem wir auf eigene Faust vom Mariendenkmal auf dem Panecillo (kleiner Brotleib, ein runder Hügel etwa in der Mitte der Stadt) den Ausblick in das Andental, in dem Quito liegt und auf den schneebedeckten Cotopaxi-Vulkan genossen hatten, stand am zweiten Tag erst eine Walking-Tour und dann ein Ausflug zur Mitad del Mundo, der Mitte der Welt an. Exakt am Äquator gibt es ein Museum, das der Verständigung der Kulturen gewidmet ist und ein paar hundert Meter weiter noch ein Monument. Ein paar hundert Meter weiter, weil man bis vor ein paar Jahrzehnten noch nicht so exakt Messen konnte und beim Schätzen deshalb ein wenig daneben lag. Mit Jil und Ruben aus der Schweiz ließen wir den Abend schließlich beim Dinner ausklingen.



Wir haben da noch ein paar Tage – ab an die Küste
Die folgenden zwei Tage standen ganz im Zeichen der Organisation unseres Trips (inkl. Kreuzfahrt) auf die Galapagos-Inseln. Zwar Last Minute und deshalb sogar auf einem vernünftigen Boot nur zum halben Preis, aber immer noch sauteuer. Sauteuer heißt in dem Fall, dass wir locker das ganze bisherige Budget aus sieben Wochen für die kommenden neun Tage nochmal ausgeben. Egal, once in a lifetime! Um die Tage bis zum morgigen (16.09.) Flug auf die etwa 1000 km von der Küste entfernten Eilande nicht im stickigen Quito verbringen zu müssen, ging es per Nachtbus nach Puerto Lopez. Auf eine komische Art erinnerte mich der Küstenort an ein Nordseebad in der Nebensaison: Man sieht zwar, dass alles auf Tourismus getrimmt ist und viel Kapazität hat, doch gerade ist irgendwie niemand da. Gut, in Puerto Lopez stehen Tiki-Bars am Strand und vor der Küste springen Buckelwale durch die Gegend, das hat Bensersiel jetzt nicht unbedingt zu bieten, aber you get the point.
Unsere Bootstour zum Whale Watching war vielleicht nicht die spektakulärste, aber immerhin sprangen zwei Jungtiere in einiger Entfernung aus dem Wasser (zu schnell für die Kamera) und ein recht großes Exemplar winkte uns mit der Heckflosse zu. Würde man die Videoaufnahmen von den Meeresgiganten und unserer kleinen Schnorcheltour im Anschluss gescheit zusammen schneiden, käme vielleicht ein ganz brauchbares Video raus – aber man kennt das ja, die liebe Zeit. Denn nach vier Stunden Busfahrt haben wir gerade in Guayaquil flughafennah im Hotel eingecheckt und werden uns nach einer kurzen Nacht morgen nach Galapagos verabschieden. Die Vorfreude ist verständlicherweise groß 🙂




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