2018 – das Jahr im Rückspiegel

Nun ist es fast geschafft, dieses Jahr 2018. Am Ende wird in Erinnerung bleiben, dass es kein besonders gutes Jahr war. Aber auch keine Katastrophe. Eher so lauwarm, aber mit großen Erkenntnissen und Bewegungen. Was aus all denen so zu machen sein wird? Naja, da muss ich meine eigene Ungeduld auf den typischen Serien-Cliffhanger verschieben: To be continued… in 2019.

Überhaupt fallen mir zu 2018 eine Reihe Phrasen und Zitate ein. Alles scheint irgendwie im Fluss, nichts konstant, nichts permanent. Was Simplikios so schön mit πάντα ῥεῖ (panta rhei) von Heraklit paraphrasiert hat, eignet sich ebenso gut als Überschrift.

πάντα χωρεῖ καὶ οὐδὲν μένει!

(Alles ändert sich und nichts bleibt, wie es ist)

– Heraklit

Vieles war 2018 im Fluss, und vieles endete: Da war zunächst einmal der persönliche Fünfjahresplan. Im Nachhinein fast schon etwas zum Stolz sein, denn es war schließlich das erste Mal, dass es so etwas in meinem Leben gegeben hat. Und ich habe ihn komplett durchgezogen. Diese Leistung schmälert vor mir selbst lediglich die Situation, in der ich mich nun befinde, und die ich mir vor fünf Jahren dann doch signifikant anders vorgestellt hatte.

Der Plan lautete in etwa so:
Mit meiner Formalbildung als Diplom-Informatiker werde ich primär als Techniker wahrgenommen. Allerdings fühle ich mich viel zu sehr als Generalist, als dass ich mich darauf beschränken lassen möchte. Weiterbildung und -entwicklung waren schon immer die größten intrinsischen Triebfedern, also muss noch was dazu. Das Geld und der Mut reichen nicht aus, um nach zwei Jahren Berufstätigkeit nochmal komplett raus zu gehen. Also muss es etwas Nebenberufliches sein. Was könnte man denn machen, was sich mit der beruflichen Laufbahn verquicken lässt? Philosophie und Geschichte wird da schwierig. Also ’nen MBA. Aber dann bitte an der bestmöglichen Uni. Und wenn wir gleich dabei sind, dann suche ich mir auch gleich noch einen Job mit Perspektive, bei dem mir nach dem Abschluss viele Optionen offen stehen.

Gesagt (gedacht), getan. Mich informiert, beworben, im internationalen Traineeprogramm eines schwäbischen Autobauers angeheuert. Zwischenzeitlich in China und Kalifornien gelebt, und die letzten zwei Jahre hart studiert. Das endete dieses Jahr. Und war sicherlich in den ersten acht Monaten 2018 das bestimmendes Element gewesen. Und auf einmal ist das vorbei.

Dieser Umstand stößt mich seitdem nur härter auf die andere große Erkenntnis, das andere große Ende. Dass nämlich die versprochenen Perspektiven im Berufsleben keine sind. Nach fast fünf Jahren Betriebszugehörigkeit und diversen Stationen bin ich desillusioniert und müde vom großen Konzern, in dem nichts für mich zu passen scheint. (Führungs)Kultur, Aufgabe, Standort, Perspektive. Und bei jedem Einzelaspekt kann man schon mal ins Grübeln kommen, ob man denn noch richtig ist. Natürlich nehme ich mir heraus, auf einem hohen Niveau zu klagen, aber dabei nehme ich nur zum Maßstab, was der Konzern selbst in seinen Claim schreibt… 2019 wird also maßgeblich bestimmt werden durch das, was nach dem 1. April kommt, wenn mein Arbeitsvertrag auf eigenen geendet haben wird1.

Vor diesen beiden großen Aspekten verblasst vieles, was durchaus erinnerungswürdig war:

Quartal I:

  • Das kurze Wiedersehen mit meinem roten Lupo an Neujahr
  • Ein Besuch von Arne mit dem Beweis, dass Hamburger Bands sogar in Stuttgart funktionieren2
  • Pärchenwochenende im wunderschönen Freiburg mit spontaner Teilnahme an einem Hallenfuballturnier
  • Auf ein Guinness mit Brian Fallon: Wochenendtrip nach Dublin mit den Jungs und einem unvergesslichen Konzert im Olympic Theatre
  • Der Umzug aus dem Kessel nach Vaihingen

Quartal II:

  • Hitzeschlacht beim Berliner Halbmarathon. Die Terrorwarnung haben wir schon gar nicht mehr mitbekommen
  • Besuch in der Mercedes-Benz Arena. Leider die schlechteste Saisonleistung von Werder
  • Vatertag in Hamburg: Schoki und Bier zum Frühstück, Elbstrand und Burger mit den liebsten Menschen am Nachmittag
  • Urlaub auf Teneriffa. Trotz schlechtem Wetter und geklauten Sachen schön. Und mit Happy End, denn der Rucksack samt Ausweisen fand ein paar Wochen später den Weg zurück
  • Das erste Mal Wakeboarden – entspannter Wochenendtrip nach Bayern mit Zelten, Beachen, Boarden und einem Muskelkater, der sich gewaschen hatte

Quartal III:

  • Motorradtour mit Hans und Rudi – und der Gewissheit, dass man im Odenwald durchaus 32 km ausschließlich im zweiten Gang ohne Kupplung und ohne anzuhalten zurücklegen kann (und mit dem großen Glück, Rudi unverletzt unter der Leitplanke hervorziehen zu können)
  • Abgabe der (hoffentlich letzten) Master Thesis (meines Lebens)
  • Mit Heiko im Palladium Köln zum Jubiläumskonzert von The Gaslight Anthem so sehr geschwitzt, dass kein Fetzen Textil mehr trocken war
  • Verteidigung der Master Thesis im Schloss von Mannheim, und von da direkt weiter auf’s Open Flair
  • MBA-Graduation: Mannheim gehörte nochmal eine ganze Nacht uns!
  • U2: Experience & Innocence live in Köln. Allein, aber ich glaube, auch nichts anderes hätte dafür gepasst
  • Ein Wochenende mit wundervollen Menschen in Kopenhagen. Zwar ohne selbst beim Halbmarathon mitgelaufen zu sein, aber dafür haben wir Melissa gebührend angefeuert

Quartal IV:

  • Unfassbar viele Eindrücke auf einer 10-tägigen Reise durch Uganda sammeln dürfen
  • Frank Turner live im Longhorn an meinem Geburtstag
  • Wochenend-Getaway ins verregnete Tirol. Aber was soll’s, die Sauna funktionierte und Innsbruck steht das Grau hervorragend
  • Alumni-Homecoming-Party in Mannheim. So schnell hat man sich (und das Tiffany’s) wieder…
  • …und kurze Zeit später im etwas kleineren Kreis in Frankfurt direkt noch einmal. Frühstück Copenhagen-Style wird langsam zum geflügelten Wort
  • Mir selbst am 17.12. einen Besuch im Weserstadion geschenkt. Schön war’s, nach sieben Jahren mal wieder – auch wenn Werder nur Unentschieden gespielt hat

Es gab sicherlich krassere Jahre, mit krasseren Orten und exotischeren Erfahrungen, aber am Ende steht dieses Mal so viel Erkenntnis wie selten. Aber auch so viel Planlosigkeit, Verunsicherung und auch Furcht. Davor, den Platz nicht zu finden, Entscheidungen zu bereuen und am Ende dem eigenen Anspruch nicht gerecht werden zu können. Noch nie wusste ich kurz vor dem Jahreswechsel so überhaupt nicht wo, wie und wer ich in 12 Monaten sein werde. Das macht eine scheiß Angst. Und es ist doch so gut und wichtig.

HAPPY 2019!

Notizen

  1. Um hier fair zu bleiben: Er endet immerhin mit der Möglichkeit, nach einem Jahr zurück zu kommen
  2. …damit ist eigentlich primär das Kettcar-Konzert gemeint, aber auch die andere Lesart stimmt auf ganzer Linie

1 Kommentar zu „2018 – das Jahr im Rückspiegel“

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