Dschungelcamp für Fortgeschrittene

So komisch das klingen mag: Aber die gesamte letzte Woche stand im Zeichen von Dschungelcamps. Zunächst auf dem Trek zur Ciudad Perdida, der verlorenen Stadt, und anschließend im Tayrona Nationalpark. Aber eben auf ganz unterschiedliche Art und Weise. Gewaltmarsch an der Leistungsgrenze versus schlafen in Hängematten und chillen am Strand.

#Encontré la Ciudad Perdida…

“Encontré la Ciudad Perdida” – Ich fand die verlorene Stadt, stand auf den T-Shirts, die wir zu unserer Tourbuchung dazu bekamen. Problem war nur: Da waren wir noch gar nicht losgelaufen. Touren zu den Überbleibseln der einstigen Hauptstadt der Tayrona-Indianer werden von einer Handvoll Companies in Santa Marta angeboten. Das Programm – und der nicht ganz günstige Preis von über 300 Euro – unterscheiden sich dabei nicht. Wohl aber die Qualität der Guides und die Professionalität. Für die vier Tage Dschungeltrek hatten wir uns für den Veranstalter Expotur entschieden, und sollten das nicht bereuen.

Während der zwei Stunden holpriger Fahrt zum Startpunk in der kleinen Siedlung El Mamey war uns schon mulmig geworden. Viele der Rezensionen sprachen von einem echt anstrengenden Abenteuer. Da stellten sich zwei Wander-Noobs wie Sabrina und ich schon die Frage, ob wir da gut durchkommen würden oder ob das Gerede vom harten Wandern nur Marketing-Ansprache für weiche Weißbrote war. Dass nicht nur wir ins Grübeln gekommen waren wurde durch die etwas angespannte Stimmung in unserer 14-köpfigen Wandergruppe beim Lunch vor dem Aufbruch zur ersten Etappe dann auch mehr als deutlich.

Schon bei der Ankunft im ersten Camp wussten wir: Kein Marketingsprech, sondern wirklich hart. Gleich die ersten zwei Stunden ging es stramm bergauf, in praller Sonne. Die folgenden zwei Stunden waren dann das, was wir in den kommenden Tagen als Columbian Flat kennenlernen sollten. Also nie wirklich flach, sondern rauf und runter. Nach dem ersten Anstieg waren die Klamotten schweißnass – und sollten auch eigentlich die kommenden Tage kaum mehr trocken werden. Bei etwa 90-prozentiger Luftfeuchtigkeit im tiefen Dschungel trocknet eben auch über Nacht nichts mehr.

Und das war erst nach den ersten zwei Stunden...
Und das war erst nach den ersten zwei Stunden…
Sonnenaufgang nach der ersten Nacht im Camp
Sonnenaufgang nach der ersten Nacht im Camp

Wandern auf Autopilot

Am zweiten und ersten ganzen Wandertag standen knapp 20 km an. Dabei hatten wir noch Glück: Erstens mit der Organisation, denn in den Camps wurden wir verlässlich mit reichlichen Mahlzeiten bei Laune gehalten. Und die Guides Victor, Gustavo und Victor jr. (weil noch in Ausbildung) sorgten sich fantastisch um die Gruppe, mit Erklärungen, Motivation und Kommandos. Denn über die gesamte Tour mussten wir eigentlich keine Entscheidung selbst treffen. Um 5 Uhr wecken, 5:15 Uhr Rucksäcke ready, Moskito-Spray auftragen, 5:30 Frühstück, 6:00 Abmarsch. Und so ging es militärisch und äußerst professionell durchorganisiert den ganzen Tag weiter.

Zweitens hatten wir Glück mit dem Wetter. Nur einmal, am Ende des zweiten Tages, wurden wir vom Regen erwischt. Und das ist dann Dschungelregen. Macht eigentlich nicht so viel, denn es ist ja eh schon alles nass. Wenn man dann aber noch zweimal den auf einmal reißend gewordenen Buritaca-River überqueren muss, sieht die Sache schon anders aus. Beim ersten Mal stand uns eine Art Seilbahnkorb zur Verfügung, mit dem wir einzeln über den Fluss gezogen wurden. An der zweiten Stelle war das Wasser hüfttief, und Schuhe ausziehen war wegen der starken Strömung und dem losen Untergrund nicht drin. Also war das einzig Trockene, das Innenleben der Wanderschuhe, ebenfalls dahin. Mit einem „Kwatsch“ in jedem Schritt ging es die letzten Kilometer zum Camp für die zweite Nacht. Echtes Abenteuer eben.

Welcome to the jungle...
Welcome to the jungle…
Gustavo und Victor wussten immer, wo es lang geht
Gustavo und Victor wussten immer, wo es lang geht

1200 Stufen zur Ciudad Perdida

Ich schrieb ja bereits, wie es um die Trocknung nasser Sachen bestellt war. Deshalb am nächsten morgen in die (nicht mehr ganz soo) nassen Wanderschuhe und nach einer halben Stunde Pfad und einer weiteren Flussquerung (diesmal konnte man zwar die Schuhe ausziehen, aber die zuvor im Camp so gefeierte trockene Unterhose war natürlich wieder durch) die 1200 Stufen hoch zur verlorenen Stadt.

Zwar hatten wir auf der gesamten Wanderung immer schon fantastische Ausblicke über den Dschungel und die umliegenden Berge gehabt, aber das setzte dem ganzen schon noch einmal die Krone auf! Wir verbachten gute zwei Stunden mit ausführlichen Erklärungen, unter anderem vom Oberhaupt der Kogi, die sich als legitime Nachfolger der Tayrona begreifen und einer von vier indigenen Stämmen in der Sierra Nevada von Santa Marta sind. Zum Abschluss organisierten uns unsere Guides schließlich noch frische Mango, Nüsse und ein paar Süßigkeiten. Dergestalt gestärkt ging es direkt wieder runter und zurück zum Camp.

Wir kamen schon um 15 Uhr wieder bei unserer nächsten Station an, was noch ausreichend Zeit ließ, um im Fluß baden zu gehen (und ein paar schweißnasse T-Shirts notdürftig auszuwaschen). Diese Erholung tat gut und war genau zum richtigen Zeitpunkt gekommen, denn am letzten Tag stand ein Gewaltmarsch zurück zu unserem Ausgangspunkt an. Erschöpft, aber glücklich – selten hat der Ausspruch besser gepasst. Selbst den Guides war nach dem finalen Abstieg die Anstrengung anzusehen. Irgendein GPS-Gerät sagte was von 66,8 km und mehreren tausend Höhenmetern. Aber als internationale Gruppe gebondet und auch sehr stolz fiel der Abschied fast schon schwer.

Ciudad Perdida – Die verlorene Stadt
Ciudad Perdida – Die verlorene Stadt
Selfie-Time! Yeah, we made it
Selfie-Time! Yeah, we made it
Das ist ein wildes Gewässer haben sie gesagt…

Eine klare Empfehlung – und noch eine

Wem also Machu Picchu zu touristisch ist und wer gerne durch spektakulären Dschungel wandert und pausenlos mit atemberaubenden Aussichten belohnt werden möchte, dem sei die Tour in die Ciudad Perdida ganz arg ans Herz gelegt. Doch Obacht, eine gewisse körperliche und mentale Fitness ist vorausgesetzt. Für uns zwei Schlaffis war das definitiv außerhalb der Komfortzone. Aber geil.

Ein weiteres Must-See folgte nach einem Pausentag in Santa Marta direkt im Anschluss: Der Tayrona-Nationalpark. Dort bekamen wir dann endlich die karibischen Traumstrände, nach denen wir uns seit Cartagena gesehnt hatten. Nach einer Stunde Busfahrt, dem Bezahlen des Parkeintritts, einer weiteren Shuttlefahrt und anderthalb Stunden (Pah! Lachhaft!) Wanderung erreichten wir die Bucht Arrecifes, wo wir uns im chicsten Campingplatz des Parks für zwei Nächte eine Hängematte buchten. Von dort dann ab zum Strand. Lesen, planschen, in der Sonne liegen, essen, schlafen, repeat!

Gefahren lauerten natürlich auch hier! Die größte war wohl, von einer herabfallenden Kokosnuss erschlagen zu werden. Dicht gefolgt von dem Risiko, dass die kleinen Waldäffchen einem die Banane aus den Händen klauen. Angesichts solcher Nervenkitzel war die faustgroße Tarantel, die am zweiten Morgen unter unseren Hängematten auf dem Boden rumkrabbelte schon fast zu vernachlässigen. Ganz davon abgesehen, dass zu unserem Unmut die etwas ältere Argentinieren von nebenan mit ihrem Flipflop direkt klarmachte, wer das brutalste Wesen im Dschungel ist. Soviel dann zum Respekt vor der Natur…

Endlich Klischee-Karibik
Endlich Klischee-Karibik
Cabo San Juan im Tayrona-Nationalpark
Cabo San Juan im Tayrona-Nationalpark
Hach!
Hach!

Santa Marta

Nach unserem Aufenthalt im Nationalpark kehrten wir zum dritten Mal in das bescheidene Hostel Santa Maria in Santa Marta zurück. Das war dann schon fast wie nach Hause kommen. Besonders der freundliche und hilfsbereite Besitzer Said war uns ans Herz gewachsen. Überhaupt waren wir fast ein bisschen wehmütig, das Städtchen am nächsten Tag vom kleinen Flughafen direkt am Meer in Richtung Medellín zu verlassen.

Am ersten Tag war noch Enttäuschung gewesen, wegen des eher schmuddeligen Stadtstrandes. Das entspannte Flair und die vielen wunderbaren Cafés und Restaurants luden bald zum Verweilen ein. Natürlich zwingt einen die karibische Hitze auch zu einem etwas langsameren Lifestyle. Aber genau das tat uns in der Zeit dort und zwischen unseren Ausflügen wirklich gut.

Lazy Pastimes in Santa Marta
Lazy Pastimes in Santa Marta

1 Kommentar zu „Dschungelcamp für Fortgeschrittene“

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